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Berliner Testament: Vorteile, Risiken und steuerliche Fallstricke

Das Berliner Testament ist bei Ehepaaren in Deutschland eine der beliebtesten Formen der Nachlassregelung. Es bietet eine einfache Möglichkeit, den überlebenden Partner abzusichern und klare Verhältnisse zu schaffen, besonders bei gemeinsamen Kindern.

Doch so praktisch es auch ist: Es birgt rechtliche und steuerliche Risiken, die viele erst im Erbfall erkennen. In diesem Beitrag erklären wir, wie dieses besondere Testament funktioniertwelche Vorteile es bietet, worauf Sie unbedingt achten sollten und wie Sie Steuerfallen und Streit unter Erben vermeiden.

  1. Was ist das Berliner Testament?
  2. Vorteile des Berliner Testaments
  3. Risiken und Nachteile des Berliner Testaments
  4. Sonderfälle: Patchwork-Familien, Immobilien, Unternehmen

1. Was ist das Berliner Testament?

Beim Berliner Testament setzen sich zwei Ehepartner (oder eingetragene Lebenspartner) in einem gemeinsamen Testament gegenseitig als Alleinerben ein. Die gemeinsamen Kinder (oder andere Dritte) werden zu Schlusserben bestimmt, also Erben nach dem Tod des zuletzt Verstorbenen.

Berliner Testament

Beispiel:

  • Vater und Mutter setzen einander als Alleinerben ein.
  • Nach dem Tod des Letzt versterbenden sollen die Kinder alles erben.

Ziel: Der überlebende Ehegatte ist wirtschaftlich abgesichert und kann den Nachlass allein verwalten.

2. Vorteile des Berliner Testaments

Es bietet für Ehepaare zahlreiche Vorteile:

  • Absicherung des überlebenden Partners: Der länger lebende Ehegatte wird Alleinerbe. Das Vermögen bleibt in der Familie.
  • Schutz vor Pflichtteilforderungen der Kinder im ersten Erbfall: Kinder haben zwar grundsätzlich Pflichtteilsansprüche, doch viele Eltern hoffen, dass diese nach dem Tod des ersten Elternteils darauf verzichten (mehr dazu unten unter „Risiken“ zum Thema „Pflichtteilstrafklausel“).
  • Einfache Gestaltung: Das Berliner Testament kann eigenhändig von einem Ehepartner geschrieben und von beiden unterschrieben werden, ohne Notar. Es genügt, dass beide Ehepartner eigenhändig unterschreiben.

3. Risiken und Nachteile des Berliner Testaments

So beliebt das Berliner Testament ist, es bringt auch einige rechtliche Fallstricke mit sich:

Bindungswirkung: Änderungen nach dem Tod des ersten Ehepartners schwierig

Nach dem Tod eines Ehepartners sind die im Berliner Testament enthaltenen Verfügungen bindend (§ 2271 BGB). Der überlebende Ehegatte kann das Testament nicht mehr einseitig ändern, auch nicht, wenn sich die Lebensumstände ändern (z. B. Streit mit einem Kind, Wiederheirat).

Lösung: In das Testament sollte eine „Änderungsklausel“ oder „Widerrufsvorbehalt“ aufgenommen werden.

Pflichtteilsansprüche der Kinder im ersten Erbfall

Auch wenn die Kinder erst als Schlusserben eingesetzt werden, haben sie nach dem Tod des ersten Elternteils einen Pflichtteilsanspruch in Höhe der Hälfte des gesetzlichen Erbteils.

Handgeschriebenes Testament

Das heißt: Die Kinder könnten den überlebenden Ehegatten sofort auf Geldzahlung in Anspruch nehmen.

Tipp: Um das zu vermeiden, kann man im Testament eine sogenannte Pflichtteilstrafklausel aufnehmen:

„Wer nach dem Tod des erst versterbenden Ehegatten seinen Pflichtteil verlangt, soll auch beim Tod des Letztversterbenden nur den Pflichtteil erhalten.“

Steuerliche Nachteile

Dieses besondere Testament kann zu erheblichen steuerlichen Nachteilen führen, insbesondere bei größeren Vermögen:

  • Ehegatten haben einen Erbschaftssteuerfreibetrag von 500.000 €
  • Kinder haben je 400.000 € Freibetrag pro Elternteil

Beim Berliner Testament wird der Freibetrag der Kinder im ersten Erbfall nicht genutzt. Beim zweiten Erbfall fällt das gesamte Vermögen an die Kinder, oft mit hoher Steuerlast, weil dann der Freibetrag nur einmal pro Kind gilt und das Vermögen ggf. stark angewachsen ist.

Beispiel: Bei zwei Kindern und 1,5 Mio. Euro Vermögen können beim zweiten Erbfall mehrere zehntausend Euro Erbschaftsteuer anfallen, obwohl sie teilweise vermeidbar wären.

Lösungsmöglichkeit:

  • Teilweise Vorerbschaften an Kinder
  • Gestaltungen mit Vermächtnissen oder Nießbrauchrechten
  • Abweichende Testamentsformen mit steueroptimierter Aufteilung

4. Sonderfälle: Patchwork-Familien, Immobilien, Unternehmen

Ein Berliner Testament ist nicht immer sinnvoll, z. B. bei:

  • Patchwork-Familien, wenn Kinder aus früheren Beziehungen vorhanden sind
  • Immobilien im Nachlass, bei denen Pflichtteilanforderungen zur Zwangsverwertung führen können
  • Unternehmen oder Gesellschaftsanteilen, bei denen andere Nachfolgeregelungen nötig sind

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Wir unterstützen Sie bei:

  • der rechtssicheren Erstellung Ihres Berliner Testaments
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Was ist ein Berliner Testament?

Ehegatten oder eingetragene Lebenspartner setzen sich gegenseitig als Alleinerben ein. Die Kinder oder andere Begünstigte erben erst nach dem Tod des länger lebenden Partners.

Welche Vorteile hat das Berliner Testament?

  • Der überlebende Ehegatte ist wirtschaftlich abgesichert.
  • Das Vermögen bleibt in der Familie.
  • Die Gestaltung ist vergleichsweise einfach und auch ohne Notar möglich (handschriftlich + beide Unterschriften).
  •  

 

Wo liegen die Risiken?

  • Bindungswirkung: Nach dem Tod des Erstversterbenden kann der Überlebende das Testament nicht mehr ändern (§ 2271 BGB).
  • Pflichtteilsansprüche: Kinder können beim ersten Erbfall sofort Pflichtteilsansprüche geltend machen.

  • Steuerliche Nachteile: Kinder verlieren den Freibetrag beim ersten Erbfall, sodass beim zweiten Erbfall hohe Erbschaftsteuern anfallen können.

 

Was ist eine Pflichtteilsstrafklausel?

Eine Klausel, die Kinder davon abhalten soll, beim ersten Erbfall den Pflichtteil zu verlangen. Wer dies dennoch tut, bekommt beim zweiten Erbfall ebenfalls nur den Pflichtteil.

Wie lassen sich steuerliche Nachteile vermeiden?

Durch gezielte Gestaltungen, z. B. Voraberbschaften, Vermächtnisse, Nießbrauchrechte oder eine abweichende Testamentsform, bei der die Kinder ihre Freibeträge schon im ersten Erbfall nutzen können.

Ist das Berliner Testament immer die beste Lösung?

Nein. Bei Patchwork-Familien, Immobilien oder Unternehmen ist oft eine andere Nachlassgestaltung sinnvoll, um Streit und Zwangsverwertungen zu vermeiden.

Darja Hannekum - Rechtsanwältin Fachanwältin für IT-Recht
Beitrag von
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